Bestrahlung von innen

Brachytherapie

 

Verfahren

Die Brachytherapie ist eine Technik, die im Gegensatz zur so genannten Teletherapie, der allgemein bekannten Bestrahlungsbehandlung von außen, den Tumor direkt vor Ort therapiert. Die räumliche Distanz zwischen dem Tumor und der winzigen Bestrahlungsquelle liegt im Bereich weniger Millimeter bis Zentimeter.
Die Therapie erfolgt somit direkt im Tumor, bzw. in der ehemaligen Tumorregion, ohne die Strahlung hierbei durch den Körper von außen nach innen führen zu müssen. Ein wesentlicher Vorteil liegt darin, dass direkt im Tumor in kurzer Zeit hohe Bestrahlungsdosen appliziert werden können unter gleichzeitiger hochgradiger Schonung der umliegenden Normalgewebe.

Vorab müssen Applikatoren in die entsprechende Zielregion eingebracht werden. Hierbei gibt es verschiedene Applikationsarten:
die intrakavitäre (in Körperhöhlen) oder intraluminale (in Hohlorganen) Brachytherapie,
die Oberflächen-Brachytherapie,
die interstitielle Brachytherapie.
Das Einlegen der Applikatoren erfordert in den meisten Fällen der intrakavitären/intraluminalen Brachytherapie keine spezielle Medikation oder Narkose, ebenso beim Anpassen der Applikatoren bei der Oberflächen-Brachytherapie. Bei der interstitiellen Brachytherapie ist es erforderlich, die Applikatoren in einem operativen Eingriff durch die Körperoberfläche in tiefer liegende Gewebe zu führen. Dies geschieht zielgerichtet und gesteuert, meist auf der Basis einer MRT-, Ultraschall- oder CT-Bildgebung.

Verfahrensweise der Brachytherapie

Die Brachytherapie bezeichnet das Einbringen einer winzigen, strahlenden Quelle an die Tumor-Oberfläche oder in den Tumor selbst.
Die Quelle, meist Iridium-192, gibt radioaktive Strahlen ab, welche nur eine geringe Reichweite („brachys“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „kurz“) erzielen, aber im gewünschten Zielvolumen eine hohe Strahlendosis applizieren können und gleichzeitig das umgebende gesunde Gewebe weitgehend schonen.

 

Anwendungsgebiete

Intrakavitäre Brachytherapie

  • Dieses Verfahren besitzt einen hohen Stellenwert in der flankierenden Behandlung des Gebärmutterkörper-Krebses. Nach operativer Entfernung der Gebärmutter besteht meist ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Absiedlungen am Scheidenende. Dieses Risiko wird durch die intrakavitäre Brachytherapie drastisch reduziert. Darüberhinaus kommt die intrakavitäre Brachytherapie bei Tumoren der Speiseröhre und der Lunge im Einzelfall als Dosisergänzung nach der Bestrahlung von außen zur Anwendung und führt so zu einer längfristigen Tumorkontrolle.

Interstitielle Brachytherapie

  • Dieses Verfahren wird sehr erfolgreich als Dosisergänzung zur Behandlung des intrakapsulären Prostatakarzinoms eingesetzt. Hierbei kommt es mit der zweimaligen Applikation von je 9,5Gy nach der vorausgehenden externen Radiotherapie mit 50Gy zu einer deutlichen Verbesserung der Heilungschance, ohne relevante Spät-Nebenwirkungen zu erzeugen.
  • Darüberhinaus kann die interstitielle Brachytherapie bei kleinen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich (Lippe, Zunge, Wange etc.) entweder allein oder nach einer Operation erfolgreich eingesetzt werden.
  • Die mit Abstand wichtigste Anwendung der interstitiellen Brachytherapie besteht in der Behandlung des fortgeschrittenen Karzinoms des Gebärmutterhalses. Hier erfolgt nach einer 5-wöchigen Radiochemotherapie die lokale Dosiserhöhung am Resttumor durch vier Behandlungen mit Hilfe des sog. Wiener Applikators. Aktuelle Daten belegen, dass hierdurch die Überlebenschance um 20-30% zu verbessern ist.
  • Die interstitielle Teilbrustbestrahlung mittels Ir-192 stellt die derzeit einzige, evidenz-basierte, also wissenschaftlich nachgewiesenermaßen effektive und sichere, Behandlung des kleinen Mammakarzinoms dar. Hier wird meist 2xtäglich über einen Zeitraum von nur einer Woche die gesamte Dosis erfolgreich appliziert.


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