Strahlentherapie (auch Strahlenheilkunde, Radiotherapie, Radioonkologie) : Strahlen, die heilen.
Die Strahlentherapie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der medizinischen Anwendung
von ionisierender Strahlung auf den Menschen beschäftigt, um gut- und bösartige Erkrankungen zu heilen oder deren Fortschreiten zu verzögern. Als ionisierende, hochenergetische Strahlen
werden vorwiegend Gammastrahlung, Röntgenbremsstrahlung und Elektronen verwendet. In den letzten Jahren wurden auch Anlagen zur Behandlung mit Neutronen, Protonen und schweren Ionen
errichtet.
Die Strahlentherapie, auch Radiotherapie, ist neben der Chirurgie, d.h. der Operation des betreffenden Gewebes und der Systemtherapie, wie der Chemo- und Hormontherapie, eine der drei Säulen der Behandlung einer Krebserkrankung.
Diese kann dabei als alleinige Behandlungsmethode, in Kombination mit Chemotherapie, vor oder nach einer Operation und darüber hinaus zur Behandlung von Entzündungen und Wucherungen eingesetzt werden.
Sie wird von Fachärzten für Strahlentherapie unter Mitwirkung von medizinisch-technischen Assistenten und spezialisierten Medizinphysikern ausgeübt. Ihre Tätigkeit unterliegt der Strahlenschutzverordnung und nachgeordneten Normen. In der klinischen Praxis werden onkologische Strahlentherapien von einem interdisziplinären Team aus Fachärzten, Medizinphysik-Experten und medizinisch-technischen Assistenten durchgeführt. Der eigentlichen Therapie geht eine komplexe Planung voraus.
Funktionsweise der Radioonkologie
Wie der menschliche Körper bestehen auch Tumoren aus Zellen. Das Wachstum eines Tumors wird über die Zellteilung geregelt. Eine der Hauptwirkungen der Strahlen besteht in der Störung der Zellteilung. Die Strahlung greift unter anderem die Erbsubstanz im Zell-kern an. Die Zelle verliert ihre Teilungsfähigkeit und stirbt in der Folge. Jede Zelle verfügt jedoch über ein Reparatursystem, um solche Schäden zu beheben. Diese Fähigkeit zur Reparatur ist in gesunden, normalen Zellen wesentlich ausgeprägter als in Tumorzellen, so dass die Strahlung den Tumor weit stärker schädigt als das umgebende Gewebe. Diesen Unterschied im Reparaturvermögen macht sich die Strahlentherapie zunutze.
Die Reparaturvorgänge im mitbestrahlten umgebenden Gewebe brauchen jedoch etwas Zeit, weshalb die gesamte Strahlendosis in mehrere Einzelbehandlungen aufgeteilt wird. Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen die tägliche Bestrahlung die besten Ergebnisse zeigt. Nach erfolgreicher Bestrahlung sterben Tumorzellen ab und werden von körpereigenen Zellen zerlegt und abtransportiert.
Ziele der Strahlentherapie
Die Strahlentherapie kann mit verschiedenen Zielsetzungen angewendet werden.
Bösartige Tumoren werden sehr häufig bestrahlt; oft auch in Kombination mit anderen Behandlungsverfahren wie Operation und Chemotherapie, etwa jeder zweite Krebspatient erhält eine oder mehrere Strahlentherapien. Etwa gleich häufig sind palliative und kurative Bestrahlungen. Eine Neoadjuvante Strahlentherapie soll den Tumor für eine nachfolgende Operation verkleinern; eine adjuvante Strahlentherapie soll das Ergebnis einer vorangegangenen Operation sichern und mikroskopische Tumornester vernichten.
Mit modernen Strahlentherapieverfahren können heutzutage in stadienabhängiger Kombination mit Chirurgie und Chemotherapie eine Vielzahl von Tumorerkrankungen auch in fortgeschrittenen Stadien geheilt werden. Ein besonderer Vorteil der Strahlentherapie ist die Tatsache, dass durch eine derartige Therapie ein Organerhalt möglich sein kann.
Zahlreiche chronisch-entzündliche und degenerative Erkrankungen wie Fersensporn, Tennisellbogen, Schulterschmerzen, Arthrosen verschiedener Gelenke und andere können strahlentherapeutisch behandelt werden. Diese sogenannte Reizbestrahlung weit unterhalb der gewebeabtötenden Dosis ist mit Ausnahme des stochastischen Risikos nebenwirkungsfrei. Die verwendeten Gesamtdosen liegen deutlich niedriger als die Dosen, die bei der Therapie von Krebserkrankungen verwendet werden müssen. Niedrigdosierte Strahlung hemmt vor allem akute und chronische Entzündungsprozesse.
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